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DEUTSCHER AERO CLUB E.V.

DFSV

Ballonsportmagazin               September 2006

Die etwas andere Montgolfiade

 

Im April klingelte mein Telefon und Tom war dran. Er erzählte mir, das die Ulrike Rüther aus Wamel die Tschernobyl-Hilfe-Möhnesee organisiert. Als ein mögliches Highlight für die Kinder hätte sie es gerne wenn ein oder zwei Ballone im Ferienpark starten würden. Unter Umständen könnten ja vielleicht zwei Kinder mitfahren, allerdings kann sie uns dafür nichts bezahlen. Kurzes Schweigen bei Tom und mir. Und wie heisst es doch so schön „Zwei Dumme, ein Gedanke.“ Wenn, dann nehmen wir alle 15 Kinder mit.
Tom bat mich, alles zu organisieren, da er in Hamburg ansässig ist und ich in Warstein vor Ort. Also ran ans Telefon und zwei befreundete Ballöner aus der Gegend anrufen.

Nach meiner Begrüßung “ Hey, ich habe eine grössere Gruppe zu fahren, kannst du mir helfen? Einen Haken hat die Sache, die zahlen aber nichts”, schweigen am anderen Ende der Leitung. Und dann:” Hey Wendelin, bist du besoffen, der 1. April ist vorbei?” usw. und so fort.

Die etwas andere Montgolfiade04

Keiner der Jungs legte den Hörer auf, sondern hörte mir zu, als ich die Hintergründe erläuterte und sagte mir zu. Ein Pilot musste später absagen, weil er aus beruflichen Gründen in der Zeit nicht da sein würde. Die erste Hürde war somit genommen. Wir waren drei Piloten: Jürgen Wardaschka vom Ballonteam Herberhold aus Lippstadt, Aero Ballooning Company Hamburg mit Tom Stricker und Wendelin Hassel vom Ballonteam Hassel aus Warstein. Als ich Ulrike anrief, um ihr mitzuteilen, dass alle Kids Ballonfahren werden, kam sie sprichwörtlich durch den Hörer, um mich zu umarmen. Sie erzählte mir, dass sie bereits vorher eine Absage von einem Ballon-Club erhalten und schon gar nicht mehr daran geglaubt hatte, dass ein Ballonstart stattfinden würde; geschweige denn, das alle Kids kostenlos mitfahren könnten.

Nächste Aufgabe: Genehmigungen einholen. Grundstückseigentümer vom Ferienpark Wamel und Ordnungsamt: kein Problem. Luftfahrtbehörde Münster: Erlaubnis erteilt. Auflage: Veranster-Haftpflicht-Versicherung. VFS Grümmer, Dortmund: Meinem Ballonversicherer habe ich die Sachlage erklärt und die Haftpflicht-Versicherung gesponsert bekommen. Vielen Dank. Ausserdem konnten wir die Firma Lange-Gas als Sponsor gewinnen. Sie übernahm die Gaskosten. Vielen Dank auch nach Lippstadt.Nach soviel Unterstützung von allen Seiten brachten wir jetzt nur noch gutes Wetter. Samstag, 8. Juli: Wetterprognose für Montag sieht gut aus. Telefonieren mit Tom und Jürgen. Sonntag, 9. Juli: Wetterprognose bleibt gut. Tom wird Montag von Radbruch zur Möhne kommen. Jürgen anrufen, das wir uns am Montag um 17.30 Uhr im Ferienpark Wamel treffen. Montag, 10. Juli: Es ist soweit. Um 17.30 Uhr waren alle Ballonteams und die Kids im Park eingetroffen. Großes “Hallo” und Vorstellen. Die Piloten setzten ihr Briefing an. Ein Testballon wurde hoch gelassen. Es fiel die Entscheidung: Wir starteten nicht in Wamel. Also - alle aufsitzen. Bei den Temperaturen war der Borgward von Jürgen sofort voll besetzt. Cabrio fahren bis nach Bad Sassendorf-Lohne; wie haben wir alle Jürgen beneidet.

Die etwas andere Montgolfiade02

Ankunft mit drei Ballonteams und zig anderen Begleitfahrzeugen in Lohne. Wendelin um Tower: “ Wie sieht es aus mit einem Start?” - “ Kein Problem “, kam als Antwort. Das war endlich der Startschuss. Was dann folgte, war unglaublich. Die Kinder wurden den Piloten zugeteilt.Diszipliniert ging es weiter. Körbe raus, Brenner aufsetzen, Brennertest und dann die Kidis einweisen. Auf Russisch! Dank unserer Dolmetscher verstanden die Kinder alles. Jede Frage wurde nach der Einweisung beantwortet, weil so riesig sie sich die Ballone nicht vorgestellt hatten. Nach langem Warten hieß es dann endlich „Gebläse marsch“. Alle Kinder packten mit an und ehe sie sich versahen, standen die drei Ballone in voller Größe vor ihnen.

Diesen Gesichtsausdruck bei ihnen wird man so schnell nicht vergessen. Von den Piloten kam das Kommando „Alle man einsteigen, es geht los.“ Glück ab, gut Land wünschten die Menschen am Boden den Kindern in den sich langsam abhebenden Ballonen.

Die etwas andere Montgolfiade03

Zurück kam ein freudestrahlendes Winken. Ein ortsansässiger Betreuer war zufällig auch Fallschirmspringer, was das bedeutet kann sich jeder denken. Wir starteten als erste und in 5000 Fuß Höhe verließ uns der Springer und nicht nur die Kids waren begeistert. Als nun der erste meiner Gäste sicher gelandet war, konnten wir die weitere Fahrt im strahlenden Sonnenschein genießen.

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Im Korb wurde es immer ruhiger. Ich fragte die Kleinste meiner Gäste ob sie Angst hätte. Sie antwortete mit großen Augen „Nein, nein, es ist so schön hier, man hat das Gefühl etwas näher beim lieben Gott zu sein.“

Für die Bodencrews hieß es nun einpacken, aufsitzen und hinterher. Im Lippstädter Raum überhaupt kein Problem für die Verfolger. Alle drei Ballone landeten nach 80 Minuten relativ nah beieinander. Wie es sich gehört standen die jeweiligen Verfolger bereits an der Wiese und konnten eine butterweiche Landung sehen. Nach dem zusammenpacken ging es dann zurück zur Schützenhalle Wamel. Als dann die Taufe stattfand und jeder seine Taufurkunde auf Russisch erhielt, blickten die Piloten und Crews in ein Meer von strahlenden Gesichtern, so als ob die Sonne aufgeht. Was dann folgte, kann sich jeder denken. Es gab Essen und Trinken reichlich und wir haben noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.
Eine Woche später durften wir nochmals im Ferienpark Wamel starten, da wir beim ersten Start drei aus der Gruppe am Boden lassen mussten und das konnten wir nicht zulassen. Also gab es eine traumhafte Abendfahrt über den Möhnesee bis nach Neheim. Egle, eine der Dolmetscherinnen stieg nach der Landung aus dem Korb, fiel mir um den Hals und musste weinen. Weinen, weil sie so hingerissen war von den gerade erlebten Eindrücken. Nach der zünftigen Taufe am Landeort ging es zurück nach Wamel, wo natürlich noch ein klein wenig gefeiert wurde.
Das Fazit von allen Beteiligten: Diese Aktion war für die Kinder kostenlos aber für uns nicht umsonst. Wir haben viele neue Freunde gewonnen und den Kindern ein Erlebnis ermöglicht, woran sie noch lange denken werden. Warum sollen Ballonfahrer nicht ab und an ihr Glück mit denen teilen die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen?!

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